Französisch – diesen Trumpf wollen wir nicht verspielen!

Unter diesem Titel habe ich in Zusammenarbeit mit dem Forum du Bilinguisme aus Biel und dem zuständigen Schulinspektorat eine Veranstaltung in meiner Region, dem Oberaargau initiiert. Betroffene Schülerinnen und Schüler, Lehrpersonen und Vertreterinnen und Vertreter aus der Wirtschaft trafen sich zu einem Gedankenaustausch über Sinn und Unsinn, Erfolg und Misserfolg des Französischunterrichts an den bernischen Schulen.

Es irritiert mich, dass der Französischunterricht und damit das Französisch als Sprache seit einiger Zeit derart polarisieren. Verschiedene Initiativen in der Deutschschweiz zielen auf die Abschaffung der zweiten Fremdsprache und damit am Ende, ohne dass es offen gesagt wird, auf den Französischunterricht. Es wird hüben und drüben mit wissenschaftlichen Untersuchungen, mit Emotionen und Grundsätzen gefochten. Einiges ist ernst zu nehmen, anderes nicht.

Ja, Französischkenntnisse sind heute nicht mehr eine Selbstverständlichkeit. Mich hat man ab dem elterlichen Hof ohne grosse Diskussion einfach ins Welschlandjahr geschickt, wo Französisch ganz selbstverständlich fast zu meiner zweiten Muttersprache wurde. Die Zeit auf dem Bauernhof im Waadtland hat mich geprägt, und rückblickend bin ich froh, dass ich diese Gelegenheit hatte.

Die Französischkenntnisse, die im Welschlandjahr vermittelt wurden, waren praktischer Natur, es ging weniger um die Beherrschung der Schriftsprache, sondern darum, wie man sich im praktischen Leben verständlich macht und ans Ziel gelangt, Fehler werden verziehen. Genau darum geht es aber heute für mich auch im Geschäftsleben. Ein Bschüttifass verkauft sich auch im Welschland nicht ohne Worte. Man sagt oft, die KMU würden das Rückgrat der schweizerischen und insbesondere bernischen Wirtschaft bilden. Unzählige dieser KMU operieren aber schwergewichtig im nationalen Markt, wo gute Kenntnisse von mindestens zwei Landessprachen nach meiner Erfahrung unabdingbar sind. Die Schule muss dem Rechnung tragen. Natürlich gibt es viele Berufstätige, die ohne Französisch durchs Leben kommen, bei Lichte besehen gilt das aber auch für Englisch. Das ist kein Argument, einem Teil der Schülerinnen und Schülern das Recht, zwei Landessprachen zu erlernen, vorzuenthalten. Anspruchsvoll ist das freilich, aber es ist auch eine Investition wert.

Praktische Sprachkenntnisse, reden und sich in zwei Landessprachen ausdrücken können, das ist in der Politik nicht weniger wichtig als in der Wirtschaft. Das wurde mir seit 2002 im Grossen Rat erst richtig bewusst. Parlament kommt von parler, reden, das setzt Sprachkenntnisse voraus. Wir sind nun einmal ein zweisprachiger Kanton mit einem Berner Jura, der über ein Sonderstatut verfügt, aber auch mit dem zweisprachigen Biel. Wir sind das Tor zur Westschweiz. Dass es wichtig ist, sich für das gegenseitige Verständnis der beiden Kulturen einzusetzen, hatte ich eindrucksvoll als Kommissions-Präsident für das Jurastatut erfahren. Es ist gar nicht so einfach, dieses Grundverständnis für Anforderungen und Wert des zweisprachigen Statuts des Kantons Bern aufrechtzuerhalten. Es bedarf der Gespräche und der Überzeugung, und das ist auch der Grund, warum ich mich für BERNbilingue engagiere.

Trumpf oder Misere: Für die Berner und Bernerinnen müsste die Antwort klar sein. Wir haben mit der Zweisprachigkeit einen Trumpf im Ärmel. Sicher ist der Französischunterricht an den Schulen auch mit Problemen verbunden; wer aber am eingangs erwähnten Anlass in Langenthal teilgenommen hat, bleibt hoffnungsvoll. Die Zweisprachigkeit weckt durchaus Begeisterung, und Begeisterung versetzt Berge, löst Probleme, damit eben keine Misere zurückbleibt.

So gibt es denn bis jetzt in Bern auch keine politischen Vorstösse wie in anderen Kantonen, in der Grundstufe nur noch eine Fremdsprache zu unterrichten. Solange Bern fest bleibt, besteht Hoffnung, dass der Sprachenkompromiss in der Schweiz trägt und nicht unnötig ein Röstigraben aufgerissen wird. In der Westschweiz ist übrigens der Deutschunterricht nicht bestritten. Auch in dieser Hinsicht zeigt sich die wichtige Rolle, die Bern im Sinne eines Ausgleichs zwischen West und Ost spielt. Insofern kommt eben den bernischen Nationalrätinnen und Nationalräten eine bedeutende Funktion zu. Sollte ich als Nationalrat gewählt werden, wäre ich mit meinem Hintergrund und meinem Mandat als Vorstandsmitglied von BERNbilingue wohl vorbereitet, um mich auf nationaler Ebene für die zweite Landessprache einzusetzen. Noch wichtiger ist aber, dass in der bernischen Deputation unter der Bundeshauskuppel auch wieder der französischsprachige Teil des Kantons vertreten ist. Ansonsten sind wir als zweisprachiger Kanton wenig glaubwürdig.

Praktische Sprachkenntnisse, reden und sich in zwei Landessprachen ausdrücken können, das ist in der Politik nicht weniger wichtig als in der Wirtschaft. Das wurde mir seit 2002 im Grossen Rat erst richtig bewusst.
Praktische Sprachkenntnisse, reden und sich in zwei Landessprachen ausdrücken können, das ist in der Politik nicht weniger wichtig als in der Wirtschaft. Das wurde mir seit 2002 im Grossen Rat erst richtig bewusst.
Trumpf oder Misere: Für die Berner und Bernerinnen müsste die Antwort klar sein. Wir haben mit der Zweisprachigkeit einen Trumpf im Ärmel.
Trumpf oder Misere: Für die Berner und Bernerinnen müsste die Antwort klar sein. Wir haben mit der Zweisprachigkeit einen Trumpf im Ärmel.
Es bedarf der Gespräche und der Überzeugung, und das ist auch der Grund, warum ich mich für BERNbilingue engagiere.
Es bedarf der Gespräche und der Überzeugung, und das ist auch der Grund, warum ich mich für BERNbilingue engagiere.
Noch wichtiger ist aber, dass in der bernischen Deputation unter der Bundeshauskuppel auch wieder der französischsprachige Teil des Kantons vertreten ist. Ansonsten sind wir als zweisprachiger Kanton wenig glaubwürdig.
Noch wichtiger ist aber, dass in der bernischen Deputation unter der Bundeshauskuppel auch wieder der französischsprachige Teil des Kantons vertreten ist. Ansonsten sind wir als zweisprachiger Kanton wenig glaubwürdig.

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